23.01.2022 Exkursion Untere Ohre Wolmirstedt

Unsere zweite Exkursion des Jahres 2022 führte am 23. Januar an die untere Ohre. Auf dem Programm stand die Begehung eines Abschnitts in bzw. oberhalb Wolmirstedt. Treffpunkt war in Wolmirstedt an der Ohrebrücke der Magdeburger Straße.

Nach der Begrüßung ging Michael Wetzel kurz auf den naturschutzrechtlichen Status der unteren Ohre ein. Der ca. 39 km lange Abschnitt von unterhalb Calvörde bis unterhalb Loitsche bildet, incl. eines beidseitig 10 m breiten Uferstreifens, das Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Gebiet „Untere Ohre“. Schutzziel ist die Sicherung bzw. Verbesserung des Erhaltungszustandes von 2 sogenannten Lebensraumtypen (Fließgewässervegetation, Ufer-Hochstaudenflur) und 7 Einzelarten (Biber, Fischotter, eine Libellen- und 4 Fischarten). Eine wichtige Maßnahme dazu ist die Reduzierung der Gewässerunterhaltung der Ohre auf das unbedingt erforderliche Maß.

Der weitere Verlauf wurde weitgehend durch Jörg Brämer vom NABU Barleben bestritten. Der NABU Barleben betreut im Stadtbereich von Wolmirstedt 11 Projekte, von denen einige im Exkursionsverlauf vorgestellt wurden.

Los ging es auf der Ohre-Nordseite in Richtung Westen, zunächst in die Fabrikstraße. Hier sind mehrere Bereiche unter maßgeblicher Mitwirkung durch den NABU Barleben renaturiert worden (u. a. Rückbau des ehemaligen Gesundheitsamtes). Vor Ort sahen die begehbaren Bereiche teilweise etwas ungepflegt (zu „naturnah“ ?) aus. Als Lebensraum ist das in Ordnung, aber mit Blick auf eine angedachte Verlängerung der Ohrepromenade stimmt das bedenklich. Hier ist die Initiative aller Beteiligten gefragt. Der NABU Barleben kann das allein unmöglich bewältigen. Der Wolmirstedter Wilhelm Schneider machte seinem Unmut wiederholt Luft und sieht die Stadt Wolmirstedt in der Pflicht.

Gegenüber der ehemaligen Zuckerfabrik erläuterte Jörg Brämer, was hier geschaffen wurde. Garagen, Müll und Gebäudereste wurden beseitigt. Aufgegebene Kleingärten wurden naturnah hergerichtet. Anstelle des ehemaligen Melassebehälters steht heute ein Bienenwagen. Die Luftschutzbunkerreste sind heute ein Fledermausquartier. Teilbereiche wurden geebnet und mit Wiesenmischungen angesät. In Ohreufernähe  entstand ein Erdberg, der als Aussichtspunkt entwickelt werden soll.

Weiter ging es am Ohreufer entlang. Hier und da verrieten Fraßspuren die Anwesenheit des Bibers. Westlich der Kleingartenanlage hat der NABU Barleben einen Uferstreifen erworben und darauf Schwarzpappeln gepflanzt und Weidensetzstangen gesteckt. Mit dem Anwuchsergebnis kann man vorerst zufrieden sein. Der weitere Weg bis zum Elbeuer Wehr führte über die verlängerte Schwimmbadstraße.

Um das Elbeuer Wehr wurde vor einigen Jahren eine aufwendige Fischaufstiegsanlage gebaut. Ob die Anlage ihren Zweck erfüllt, ist nicht bekannt. In diesem Zusammenhang wurde die Sinnhaftigkeit des Rückbaus der noch vorhandenen Ohrewehre diskutiert. Einerseits unterbinden sie die ökologische Durchgängigkeit des Flusslaufes. Andererseits haben sie eine wichtige Funktion zur Wasserrückhaltung/Entwässerungsverhinderung der angrenzenden Flächen, insbesondere in den meist trockenen Sommermonaten.

Die am Wehr zufällig angetroffenen Angler wurden nach den zu schützenden FFH-Fischarten (Rapfen, Bitterling, Schlammpeitzger, Steinbeißer) befragt. Aktuelle Vorkommen sind hier nicht bekannt.

Zurück ging es auf der Südseite, zunächst über die Mühlgrabeninsel bis zur Vordermühle. Hier erwartete uns schon Moritz Schmeier. Die Familien Grau und Schmeier betreiben hier die bereits im 16. Jahrhundert erwähnte Vordermühle, nach Restaurierung heute nur noch zu Schauzwecken und als Kaffee. Auch eine kleine Kaffeerösterei gibt es. An der Vordermühle wurde schon des Öfteren der Fischotter beobachtet.

Der weitere Rückweg führte dann auf einem Uferstreifen, der ebenfalls durch den NABU Barleben erworben wurde. Auch hier sind Anpflanzungen geplant. Zum Mittag hatten die 26 Teilnehmer die ca. 4,5 km lange Strecke geschafft.