12.05.2019 Feldlerchenexkursion Wedringen

Foto: NABU / Manfred Delpho
Foto: NABU / Manfred Delpho

 

Bei unserer Maiexkursion drehte sich alles um den Vogel des Jahres 2019, die Feldlerche. Sie ist entsprechend der Roten Liste der Brutvögel Sachsen-Anhalts 2017 in ihrem Bestand gefährdet. Die Bestandsentwicklung zeigt in Deutschland insgesamt einen starken Abwärtstrend.

 


Die Feldlerche unterliegt dem sogenannten Zugriffsverbot nach § 44 (1) Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Danach sind Tötung, Verletzung und Fang von Individuen, sowie deren erhebliche Störung während der Fortpflanzung als auch die Zerstörung ihrer Lebensstätten verboten. Diese Verbote sind nur umgehbar, wenn durch entsprechende Maßnahmen die fortwährende ökologische Funktionalität (CEF) bzw. bei vorliegenden zwingenden Gründen für die Verbotsverletzung der Erhaltungszustand (FCS) gesichert werden kann. 

Abb.: Revierkartierung Feldlerche 2017 südlich von Wedringen

Legende: magenta Sternchen - Revierpaareinzelnachweis; roter Punkt - abgeleitetes Revier; blau - ge-plante B 71-Neubautrasse; grün - CEF-Maßnahmeflächen;

topografische Grundkarte: Geobasisdaten©GeoBasis-DE/LVermGeo LSA 23018/010809

Quelle: LSBB RBM: B 71n Ortsumgehung Wegdrängen; Monitoring und Effizienzkontrolle der Artenschutzmaßnahmen 2016-2017. erstellt durch Ing.-Büro RANA. Halle 2017

Exkursionsleiter Michael Wetzel ist beruflich in der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) tätig und dort für die Artenschutzbelange im Zuge des Neubaus der B 71 Ortsumgehung Wedringen zuständig. Er konnte den 21Teilnehmern deshalb aus erster Hand erläutern, wie mit der Feldlerchen-Artenschutzproblematik in der Praxis umzugehen ist. Während der Planung wurde der Feldlerchenbestand im Umfeld der zukünftigen Ortsumgehung erfasst. Das erfolgt mit einer Revierkartierung (mehrfache Begehung und dabei Erfassung brutrevieranzeigenden Verhaltens, z. B. Reviergesang, Futter im Schnabel). Im Ergebnis entsteht eine Karte, aus der der zu berücksichtigende Feldlerchenbestand abgeleitet wird. Entsprechend der prognostizierten Verkehrsbelegung der Ortsumgehung und durch Überlagerung mit den daraus abgeleiteten Beeinträchtigungszonen (bis 300 m) lässt sich rechnerisch ermitteln, wie viele Feldlerchenrevierpaare durch die zukünftige Straße verdrängt werden. Im vorliegenden Fall sind es neun. Entsprechend den oben genannten  artenschutzrechtlichen Bestimmungen ist dieser Verlust zu kompensieren. Die LSBB hat deshalb mehrere Maßnahmen angelegt, von denen einige (ca. 5,5 ha) im Laufe der Exkursion begutachtet wurden: ACEF 2.1 Dauerbrache mit jährlich einmaligem Schröpfschnitt; ACEF 2.2 Kraut-/Blühstreifen entlang von Gräben und Wegen; ACEF 2.3 Acker mit getreidedominierter Fruchtfolge, Feldlerchenfenstern und Blühstreifen. Die genannten Maßnahmen sind Teil eines Gesamtkonzepts und wirken auch lebensraumverbessernd für sechs weitere  vorwiegend Offenlandvogelarten (Rebhuhn, Wachtel, Feldsperling, Grauammer, Neuntöter, Schwarzkehlchen). Entscheidend war, dass die Maßnahmen bis zum Beginn der Straßenbauarbeiten wirksam hergestellt wurden. Ob das dauerhaft so ist, muss die LSBB mit einem sogenannten Monitoring (Erfassung der Bestandsentwicklung) nachweisen. 

 

Während des Rundgangs wurden der Zustand der vorgenannten Maßnahmen besichtigt und die praktische Umsetzung erläutert: Verwendung gebietsheimischer Saatgutmischungen für die Kraut-/Blühstreifen, Anlage der Feldlerchenfenster, (Schröpf-)Schnittregime der Kraut-/Blühstreifen. Natürlich wurden auch die Feldlerchen beobachtet: Reviergesang und Revierdichte. Bis zur Exkursion fanden im Neubaubereich zeitweise Leitungsumverlegungen und archäologische Grabungen statt. Das führte zu einem breiten Baufeld mit einer flächigen lockeren Wildkrautvegetation … ein idealer Lebensraum für die Feldlerche. Man wird sehen, wie die Feldlerchen reagieren, wenn das Baufeld mit Beginn der  Straßenbauarbeiten völlig verändert wird. 

 

Am Exkursionswochenende fand gleichzeitig die Stunde der Gartenvögel (SDG) statt. Im Verlauf der etwa zweistündigen Exkursion wurden deshalb alle gesichteten/verhörten Vögel erfasst. Am Ende standen 17 Arten mit 45 Individuen auf Michael Wetzels Liste.